
Beim Impostor-Syndrom gibt es mehrere typische Denkfehler, die Ihre Selbstzweifel verstärken. Welche Denkfehler das sind, und ob Sie auch Ihnen das Leben schwer machen, erfahren Sie in diesem kurzen Test.
Geht es Ihnen auch manchmal so?
Sie wollen ja gut sein. Und dafür rackern Sie sich ab, bemühen sich, strengen sich an. Sie geben 120 Prozent und kommen dabei ganz schön an Ihre Grenzen.
Aber trotzdem ist der Kollege so viel besser als Sie. Die Praktikantin tritt viel sicherer auf, dabei ist sie doch noch nicht mal mit dem Studium fertig. Und Sie selbst machen ständig Fehler.
Es ist ja nicht so, dass Sie nicht wollten. Aber es reicht nicht. Und dazu kommt noch diese gemeine Stimme in Ihrem Kopf, die sagt „Du kriegst doch irgendwie nie etwas auf die Reihe.“
Ganz entmutigt fragen Sie sich „Was mache ich nur falsch?“ und „Was ist grundsätzlich falsch mit mir?“
Meine Antwort ist beruhigend wie vielleicht auch irritierend. Ich sagen Ihnen nämlich: Sie machen gar nichts falsch – Sie denken falsch.
In Wirklichkeit nämlich sind Sie sehr wahrscheinlich gar nicht schlechter als die anderen, längst nicht so erfolglos wie Sie glauben und erst recht nicht unfähig.
Andere haben das sowieso schon erkannt. Nur Sie nicht. Denn: Es ist allein Ihr Kopf – Ihr innerer Kritiker – der Ihnen das einzureden versucht.
Wir zweifeln an der falschen Stelle
Wenn andere uns loben und mit uns zufrieden sind, zweifeln wir das an. Wir denken, dass sie das doch gar nicht so richtig einschätzen können oder vielleicht auch nur nett sein möchte.
Unserem inneren Kritiker aber glauben wir blind. Alles, was der uns sagt, halten wir für wahr.
Und das ist einfach falsch. Genau genommen ist unsere Selbsteinschätzung falsch.

Wir können andere deutlich besser einschätzen als uns selbst. Das ist so. Wenn es um uns geht, so funktioniert unser Gehirn ein bisschen seltsam.
Andere beurteilen wir viel positiver – mit uns selbst sind wir kritisch. Bei anderen können wir Situationen objektiv betrachten, bei uns selbst haben wir meist die schwarze Brille auf und sehen überall Katastrophen. Und das Dumme ist: Wenn andere uns sagen, was sie gut an uns finden, denken wir, dass wir es doch besser wüssten.
Wenn Sie das erst einmal verstanden haben, dann können Sie lernen, sich besser einzuschätzen. Und dann werden Sie erkennen, was andere schon längst wissen: dass Sie gut sind!
Aber leider ist das nicht so einfach. Wir denken, dass wir nicht gut genug sind, weil wir bestimmte Knoten im Hirn haben.

Haben auch Sie solche Denkfehler? Mit diesem Test finden Sie es ganz einfach heraus
Wenn Sie also denken, dass Sie immer alles falsch machen und sich fragen, was nur los ist mit Ihnen, so machen Sie doch am besten gleich mal meinen Denkfehler-Test. In diesem Test können Sie feststellen, ob Sie Ihrer eigenen Einschätzung trauen können oder ob nicht doch der ein oder andere Denkfehler vorhanden ist.
Der Test ist nicht schwer und geht ganz schnell.
Lesen Sie sich einfach die folgenden Aussagen durch und kreuzen Sie diejenigen an, bei denen Sie sich wiedererkennen.
Zählen Sie anschließend zusammen, wie oft Sie A, B, C oder D angekreuzt haben. Je häufiger eine Kategorie angekreuzt wurde, desto wahrscheinlicher trifft der entsprechende Denkfehler auch auf Sie zu.
A Ich muss alles möglichst perfekt machen
A Wenn ich das jetzt nicht hinbekomme, dann werde ich es nie schaffen
C Verhält sich ein Mensch anders, als ich erwartet habe, frage ich mich, ob er mich nicht mehr leiden kann
B Ich mache mir oft Gedanken, was kleine Gesten, Mails oder kurze Nachrichten bedeuten könnten und versuche, daraus Vorhersagen zu treffen
D Anderen verzeihe ich kleine Fehler, mir selbst aber nicht
D Wenn andere mich um Hilfe fragen, so gewähre ich Ihnen diese gerne. Ich selbst aber würde niemals um Hilfe bitten, um andere nicht zu belästigen
B Ich interpretiere bestimmte Ereignise oft als ersten Hinweis darauf, dass meine Befürchtungen bald eintreffen werden
C Wenn die Dinge nicht so laufen, wie ich gehofft habe, muss es an mir liegen
B Ich ziehe oft zu schnell meine Schlussfolgerungen
A Ich muss von allen gemocht werden
A Ich muss immer Höchstleistungen bringen
C Wenn Fehler geschehen, fühle ich mich direkt verantwortlich und überlege, was ich falsch gemacht habe
D Anderen gestehe ich Dinge zu, die ich mir selbst nie erlauben würde
D Zu anderen bin ich großzügig, mir selbst gegenüber gönne ich aber nichts
B In bestimmten Situationen urteile ich nicht rational, sondern emotional
C Ich beziehe alles immer schnell auf mich
Das bedeuten die einzelnen Buchstaben:
A steht für Alles oder Nichts-Denken
Wenn Sie häufig A angekreuzt haben, neigen Sie dazu, in Extremen zu denken. Jetzt oder nie. Gut oder schlecht. Alles oder Nichts. Dadurch machen Sie sich selbst oft viel zu viel Druck.
Als Beispiel: Sie haben einen Auftrag abgeschlossen. Eigentlich könnten Sie stolz auf sich sein. Dummerweise ist Ihnen aber erst nach dem Abgeben aufgefallen, dass sich ein kleiner Fehler eingeschlichen hat. Jetzt ärgern Sie sich so sehr über diese Unachtsamkeit, dass Sie sich gar nicht mehr über den Erfolg freuen können.
Das können Sie tun, wenn Sie unter diesem Denkfehler leiden:
Machen Sie sich immer wieder deutlich, dass das Leben nicht nur aus Schwarz oder Weiß besteht. Achten Sie außerdem bei Ihren Gedanken auf Verallgemeinerungen, wie zum Beispiel „Ich muss immer …“ „Nie kann ich …“ „Alle werden …“ Diese Gedanken sind meist falsch.
B beschreibt willkürliche Schlussfolgerungen
Alle Aussagen, die mit B gekennzeichnet sind, weisen auf willkürliche Schlussfolgerungen hin. Wenn Sie auch dazu neigen, so sollten Sie sich immer überlegen, ob Ihre argumentative Beweisführung auch von anderen so gesehen wird.
Als Beispiel: Sie erhalten eine E-Mail von Ihrem Chef, dass er Sie sehen möchte. Sie denken sofort „Der will mich sicher kündigen!“
Das können Sie tun, wenn Sie unter diesem Denkfehler leiden:
Unterscheiden Sie zwischen Fakten und Annahmen. Was ist wirklich passiert, was dagegen ist nur Ihre Interpretation?
Stellen Sie sich dabei vor, Sie müssten vor einem Gericht argumentieren. Würden der Richter oder der Anwalt der Gegenseite Ihre Schlussfolgerungen so akzeptieren oder würde man diese eher in der Luft zerreißen, da Sie außer Ihrer Erfahrung und Ihrer Gefühlslage keine richtigen Beweise dafür haben?
Denken Sie auch immer daran, dass unsere Gefühle trügen können. Wir merken uns meist nur die Situationen, in der unser Gefühl gestimmt hat. Daher denken wir dann, dass wir uns auf unsere Intuition verlassen können. Dies ist aber falsch! Wir haben nur einfach all die Ereignisse vergessen, in der unser Gefühl nicht gestimmt hat.
C bedeutet Personalisierung
Wenn Sie häufig C angeklickt haben, so bedeutet das, dass Sie viel zu viel auf sich beziehen. Sie nehmen die Dinge zu persönlich und schaden sich dabei. Dahinter steckt oft die Angst, dass jemand sie nicht mehr mag oder Sie nun Probleme bekommen könnten.
Ein Beispiel: Sie grüßen einen Kollegen, dieser aber grüßt Sie nicht zurück, sondern sieht an Ihnen vorbei. Sie sind sich sicher, dass das mit Ihnen zu tun hat. Der Kollege kann Sie nicht leiden. Verzweifelt fragen Sie sich, was Sie falsch gemacht haben und kommen gar nicht auf die Idee, dass der Kollege durch private Sorgen abgelenkt war und Sie gar nicht bemerkt hat.
Das können Sie tun, wenn Sie unter diesem Denkfehler leiden:
Sollten Sie auch dazu gehören, so fragen Sie sich am besten „Würde ich das auch so sehen, wenn ein anderer an meiner Stelle gewesen wäre?“ Wenn statt unserer jemand anderes betroffen ist, können wir die Situation meist besser beurteilen und sehen, dass vieles gar nicht mit uns zu tun haben muss.
Ergänzend dazu hilft auch diese Frage weiter: „Muss das mit mir zu tun haben oder gibt es auch andere Erklärungen dafür?“
D steht für Doppelte Standards
Die Kategorie D beschreibt die Denkweise von Menschen, die mit sich selbst viel kritischer umgehen als mit anderen. Dahinter steckt ebenfalls die Angst, nicht gemocht zu werden, wenn man sich nicht korrekt verhält.
Ein Beispiel: Sie krümmen sich vor Scham, weil Sie bei einer Präsentation einen Fehler gemacht haben. Wenn kurz darauf ein Kollege einen sehr ähnlichen Fehler macht, finden Sie das aber gar nicht schlimm und denken sich „Ist doch menschlich. Kann jedem mal passieren.“
Das können Sie tun, wenn Sie unter diesem Denkfehler leiden:
Wenn Sie mehrmals D angekreuzt haben, so sollten Sie sich immer wieder fragen: „Wie würde ich die Sache bei anderen beurteilen? Würde ich das auch so unverzeihlich finden?“
Behandeln Sie sich selbst genauso fair wie Sie auch andere behandeln.
Vermutlich sind auch Sie schon in die ein oder andere Denkfalle getappt, nicht wahr?
Dann ist es doch gut, dass Sie jetzt wissen, wo Sie anpacken können. Wenn Sie die oben genannten Tipps berücksichtigen, können Sie schon ganz viele Denkfallen unschädlich machen und sich selbst besser einschätzen.
Und wenn Sie noch mehr tun wollen, so überlegen Sie doch mal, ob Sie mit mir intensiver an Ihren Selbstzweifeln arbeiten möchten.
Vereinbaren Sie als ersten Schritt ein Kennenlerngespräch mit mir, dann schauen wir gemeinsam, welche Unterstützung Ihnen am besten weiterhilft.
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