Berufliche Neuorientierung
Warum eine berufliche Veränderung mit Impostor-Syndrom besonders schwer ist
“Mein Chef möchte, dass ich seine Nachfolge antrete, wenn er nächstes Jahr in Rente geht. Aber ich sehe mich dort gar nicht. Wie soll ich denn Mitarbeiter führen, wenn ich selbst doch keine Ahnung habe? Aber ich will ihn auch nicht enttäuschen – er zählt doch auf mich.”
Diese und ähnliche Gedanken sind typisch für das Impostor-Syndrom. Fast gegen den eigenen Willen machen die Betroffenen Karriere. Sie selbst können ihren eigenen Wert nicht gut einschätzen – andere aber schon. Und so steht plötzlich eine Beförderung an. Für Menschen mit Impostor-Syndrom oft der Supergau.
Sollen sie nun die Flucht nach vorn ergreifen und die Beförderung annehmen? Oder lieber die Stelle ausschlagen? Vielleicht besser gleich kündigen und einen ganz anderen Job suchen, in dem nicht so viel von ihnen erwartet wird?
“Irgendwann habe ich mir gedacht, warum machst du es dir so schwer? Such dir einen gemütlichen 9 to 5-Job, oder noch besser, einen in Teilzeit und ohne Verantwortung. Einfach nur arbeiten und Geld verdienen. Doch im neuen Job ist es dieselbe Tretmühle, und ich frage mich, warum ich überhaupt von dem alten Job weg bin.”
Eine Kundin im Coaching
Ist das Impostor-Syndrom erst einmal aufgetreten, so wird jede berufliche Veränderung besonders schwer. Ganz egal, ob Sie den Job wechseln, befördert werden oder eine Selbständigkeit planen. Jede Situation hat ihre eigenen Herausforderungen, die durch ein verzerrtes Selbstbild und starke Selbstzweifel noch schwieriger werden.
Neuer Job, neues Glück?
Angestellte, die die Firma wechseln, verbuchen die Kündigung oft als Versagen, obwohl doch sie selbst es waren, die gekündigt haben. Für sie ist der Jobwechsel ein Beweis ihrer eigenen Unfähigkeit. “Ich war nicht gut genug, der Job hat mich überfordert.” Dadurch verfestigt sich das Impostor-Syndrom, vor allem wenn es nicht der erste berufliche Wechsel war, der aus diesen Gründen erfolgt ist.
Im neuen Job haben die Wechsler mit einem erhöhten Grad an Verunsicherung zu kämpfen. Auch wenn sie inhaltlich wissen, was sie tun, so sind sie trotzdem mit veränderten Umgebungsfaktoren (Organisation, Abläufe, Kollegen und Vorgesetzte) konfrontiert. Die Wahrscheinlichkeit, aus Unwissenheit einen Fehler zu machen, ist recht groß. Die Angst davor, aufgrund eines Fehlers gleich zu Beginn als unfähig entlarvt zu werden, ist um ein Vielfaches größer und äußerst belastend.
Nicht selten kündigt ein Betroffener schon in der Probezeit, weil er den psychischen Druck nicht aushält. Wieder verstärkt sich die Überzeugung, dass er halt nicht fähig ist, einen guten Job zu machen.
Menschen mit Impostor-Syndrom verbuchen einen Jobwechsel oft als Versagen und sehen sich in ihrem Unvermögen bestätigt.
Beförderung wird zur Überforderung
Neue Führungskräfte stehen vor anderen Herausforderungen. In die neue, ungewohnte Rolle hineinzuwachsen und herauszufinden, welche Art von Führungspersönlichkeit sie sind, ist schon für Menschen mit einem gesunden Selbstvertrauen nicht einfach.
Bei Menschen mit Impostor-Syndrom verstärkt sich in dieser Situation das Gefühl, ein Hochstapler zu sein. Schließlich müssen die neuen Führungskräfte von Beginn an nach außen eine Sicherheit ausstrahlen, die sie noch gar nicht in sich fühlen. Die Mitarbeiter erwarten eine Führungskraft, die klar kommuniziert, den Überblick hat und überlegte Entscheidungen trifft. All dies ist bei den neuen Führungskräften aber noch gar nicht vorhanden. So verstärken sich das Gefühl, ein Hochstapler zu sein, und die Angst, dass die Fassade bald auffliegen könnte.
Zudem gehen die Betroffenen oft von der überzogenen Erwartung aus, dass sie als Führungskraft nun alles wissen und stets die beste Entscheidung finden müssten. In diesem Idealbild können sie sich aber nicht wiederfinden und haben das Gefühl, diese Position nicht verdient zu haben. Sie neigen dann dazu, sich deutlich zu überfordern und eventuell dadurch krank zu werden.
Wenn Impostor-Betroffene, eine neue Rolle ausfüllen müssen, in die sie noch gar nicht hineingewachsen sind, verstärkt sich das Gefühl, ein Hochstapler zu sein und alle zu täuschen.
Selbständigkeit als Impostor-Falle
Auch frisch gebackene Selbstständige oder die, die von einer Selbstständigkeit noch träumen, werden durch das Impostor-Syndrom in ihrem beruflichen Erfolg behindert.
Um verkaufen zu können, müssen sie potentielle Kunden von ihrer Leistung und von der Besonderheit ihres Angebots überzeugen. Und das, obwohl sie doch selbst nicht im geringsten von ihren Fähigkeiten überzeugt sind. Die Gedanken “Ich habe doch nichts zu bieten” und „Wer sollte bei mir schon kaufen wollen?” hält viele von einer Selbständigkeit ab.
Zudem begehen die Neu-Selbständigen den typischen Fehler, ihre Leistung zu günstig anzubieten, was nicht nur das Einkommen schmälert, sondern vor allem das Impostor-Syndrom weiter verstärken kann.
Nach nur einem Jahr sind bereits 14% aller Selbständigkeiten gescheitert. Es gibt noch keine Zahlen dazu, wie viele davon unter dem Impostor-Syndrom leiden, aber ich vermute, dass die Selbstzweifel und die damit verbundenen falschen betriebswirtschaftlichen Entscheidungen einen hohen Anteil daran haben.
Selbständige mit Impostor-Syndrom stehen vor der Zwickmühle, ihre Leistung anpreisen zu müssen, obwohl sie selbst nicht davon überzeugt sind.
Berufliche Neuorientierung kann auch mit Impostor-Syndrom gelingen – mit der richtigen Unterstützung
Alle drei Formen der beruflichen Veränderung bringen ihre eigenen Herausforderungen mit sich. Doch sie alle haben etwas gemeinsam: Das Impostor-Syndrom steht dabei im Weg und verstärkt sich durch die berufliche Veränderung oft noch mehr.
Dieser Teufelskreis kann durch ein regelmäßiges berufsbegleitendes Coaching durchbrochen werden. Wichtig ist dabei vor allem das Besprechen konkreter Situationen aus dem Berufsalltag, um einen neuen Standpunkt zu entwickeln, die eigenen Entscheidungen und Handlungen würdigen zu können und überzogene Vorstellungen zu reduzieren. Ich habe für diese herausfordernde Situation der beruflichen Veränderung mit Impostor-Syndrom ein spezielles 100 Tage Coaching entwickelt. Mehr dazu erfahren Sie hier.
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