Habe ich das Impostor-Syndrom?
Wissenswertes und Tipps rund um die Impostor-Testung
Das Impostor-Syndrom scheint die Modediagnose der heutigen Zeit zu sein. War es vor 5 Jahren noch relativ unbekannt, so sprechen plötzlich sehr viele darüber und outen sich als betroffen.
Nicht nur Promis wie Tom Hanks oder Emma Watson bekennen sich dazu, auch im Bekanntenkreis und auf Social Media berichten viele davon, dass sie die typischen Selbstzweifel und Hochstaplergefühle kennen.
Ist das Impostor-Syndrom nur ein Hype? Viel Lärm um Nichts? Geht es nur darum, auch dazuzugehören und mitsprechen zu können? Oder steckt da mehr hinter diesem Phänomen?
In meinem Artikel erkläre ich, wer sich auf das Impostor-Syndrom testen lassen sollte, wie aussagekräftig so ein Impostor-Test ist, und welche Konsequenzen er hat.
Wer sollte sich testen lassen?
Als ich zum ersten Mal vom Impostor-Syndrom hörte, war es im Jahr 2015 oder 2016. Eine Freundin erzählte beiläufig, dass sie mal darüber recherchiert habe, weil sie vielleicht betroffen sein könnte.
Ich wollte natürlich auch wissen, worum es ging, holte mir Infos aus dem Internet und dachte mir “Aha, interessant”. Mehr passierte zu diesem Zeitpunkt nicht.
Mir war damals überhaupt nicht klar, dass ich ebenfalls betroffen war. Im Nachhinein denke ich, dass ich mir einiges an Stress erspart hätte, wenn ich genauer recherchiert hätte und schon früher etwas dagegen unternommen hätte.
Vielleicht ergeht es Ihnen ja gerade so wie mir: Sie hören darüber, lesen ein bisschen was darüber, aber fühlen sich vielleicht gar nicht zuständig.
Ich bin nicht der Meinung, dass nun jeder gleich reagieren muss und sich übereifrig auf das Impostor-Syndrom testen lassen sollte.
Doch es sollten sich die Richtigen testen lassen. Diejenigen, die typische Impostor-Auffälligkeiten zeigen.
Diese Screeningfragen zeigen, wer betroffen sein könnte
- Haben Sie immer wieder das Gefühl, nicht gut genug zu sein, und befürchten, dass das irgendwann auch anderen auffallen könnte?
- Werden Ihre Versagensängste im Verlauf und mit zunehmendem Erfolg eher stärker als besser?
- Denken Sie, dass Sie Erfolg und Anerkennung gar nicht verdient haben, weil Sie eigentlich nur Glück hatten?
Warum sollte man sich überhaupt testen lassen?
Von meinem ersten Impostor-Syndrom sollten noch etwa 2 Jahre verstreichen, bis ich mich ernsthaft damit auseinandersetzte. Mittlerweile war ich Oberärztin geworden und das Impostor-Syndrom schlug mit voller Wucht zu.
Ich fühlte mich unzulänglich, fehl am Platz und bemüht, alles möglichst gut zu machen – was natürlich dazu führte, dass ich gestresst und überfordert war.
Hätte ich damals schon gewusst, dass meine Gedanken und Gefühle falsch sind und ich die Welt sozusagen durch eine Zerrbrille sah, wäre vieles einfacher gewesen.
Daher empfehle ich Ihnen, dass Sie einem Verdacht auf das Impostor-Syndrom nachgehen sollten. Falls Sie von den 3 Screeningfragen mindestens 2 positiv beantwortet haben: Lassen Sie sich testen!
Welche Tests für das Impostor-Syndrom gibt es?
Im Internet finden Sie natürlich viele verschiedene Online-Tests. Nicht immer können Sie erkennen, ob diese Tests wissenschaftlich getestet wurden, oder ob jemand einfach ein paar Fragen zusammengeklöppelt hat und diese nun als ultimativen Test anpreist. Daher Vorsicht bei der Auswahl.
Wissenschaftlich erforschte Tests sind der CIPS, der HIPS und der ISF.
CIPS (Clance Impostor Phenomenon Scale)
- Dieser Test ist der bekannteste und am meisten verwendete. Er besteht aus 20 Fragen. In der Forschung zum Impostor-Syndrom wird dieser Test sehr häufig verwendet und ist daher gut untersucht. Er liegt auch in deutscher Version vor (GCIPS)
HIPS (Harvey Impostor Phenomenon Scale)
- Der HIPS ist nicht ganz so gebräuchlich, doch ebenfalls sehr verlässlich. Er besteht aus 14 Fragen. In deutscher Form liegt er aktuell noch nicht vor.
ISF (Impostor Selbstkonzept Fragebogen)
- Dieser Test wurde 2020 entwickelt und ist ebenfalls gut auf Verlässlichkeit und Validität untersucht. Er besteht aus 15 Fragen und liegt in deutscher Sprache vor.
Wie aussagekräftig ist so ein Test?
Die Tests, die ich Ihnen oben genannt habe, sind alle wissenschaftlich untersucht und werden gern für Forschung verwendet. Sie zeigen eine gute Qualität und Reliabilität.
Das heißt, sie messen zuverlässig das, was sie messen sollen und zeigen bei Wiederholung des Tests ein vergleichbares Ergebnis.
Doch ein Testergebnis kann durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden:
Einflussfaktor Stimmung
- Wir fühlen uns nicht an jedem Tag gleich. Je nach Stimmung kann ein Impostor-Test daher unterschiedlich ausfallen. Am besten ist es also, den Test an verschiedenen Tagen zu machen oder für den Test einen Tag zu wählen, an dem Sie in einer für Sie typischen Stimmung sind.
Einflussfaktor soziale Erwünschtheit
- Wir Menschen neigen dazu, einen Test so auszufüllen, dass er das von uns erwünschte oder das von anderen erwartete Ergebnis zeigt. Das geschieht meist unbewusst und lässt sich daher nicht sehr gut steuern.Wenn Sie einen Test ausfüllen, denken Sie daran, dass Sie wissen wollen, was mit Ihnen los ist und dass es nicht darum geht, ein bestimmtes Ergebnis zu erzielen. So können Sie diesen Einflussfaktor vielleicht nicht ganz ausschalten, aber ihn zumindest minimieren.
Impostor-Syndrom selbst testen – ja oder nein?
Die meisten Impostor-Tests bestehen aus einem Fragebogen, den man auch selbst ausfüllen und auswerten kann. Zum Beispiel werden Sie schnell fündig, wenn Sie “GCIPS” im Internet suchen.
Doch ist es sinnvoll, sich selbst zu testen?
Ich stelle Ihnen kurz die Vor- und Nachteile einer Selbsttestung vor.
+ Geringer Aufwand
Ohne großen Aufwand und ohne Kosten erhalten Sie schnell ein Ergebnis.
Gerade, wenn Sie noch zögern und eine Testung aufschieben, ist es besser sich selbst zu testen als sich gar nicht zu testen (und immer weiter am Impostor-Syndrom zu leiden).
+ Wissen was los ist
Ein Ergebnis kann Sie entlasten. Sie haben nun eine Erklärung für Ihr Verhalten und können etwas dagegen unternehmen. Das gibt uns das Gefühl, wieder die Kontrolle über unser Leben erlangen zu können.
– Mit dem Ergebnis allein gelassen
Ein positives Testergebnis kann aber nicht nur entlasten, sondern auch verunsichern.
Oft ergeben sich daraus viele Fragen, z.B. “Bin ich jetzt krank?” “Wie geht es jetzt weiter?” “Was passiert, wenn ich einfach nichts mache?”.
Bei einer Selbsttestung sind Sie mit diesen Fragen allein und müssen sich die Antworten auf Ihre Fragen mühsam zusammensuchen.
Dabei ist eine gute Beratung im Anschluss genauso wichtig wie der Test selbst. Auch beim Arzt erhalten Sie ja nicht einfach nur Ihre Blutwerte ausgehändigt, sondern werden darüber aufgeklärt, was das Ergebnis nun für Sie bedeutet.
Wie geht es nach einem positiven Impostor-Test weiter?
Einfach nur den Test zu machen, um sich dann auf dem Ergebnis “ausruhen” zu können und sich zu sagen “so bin ich nun mal” bringt Sie natürlich nicht weiter. Denn die Welt wird sich nicht an Ihre Bedürfnisse anpassen.
Das ist Ihnen sicher auch klar und vermutlich wollen Sie ja auch etwas gegen das Impostor-Syndrom tun. Die Frage ist nur, was?
Als ich mich damals getestet hatte, stand ich auch vor dieser Frage und war ziemlich ratlos. Denn im Internet fand ich keine guten Handlungsempfehlungen außer der Aussage, dass man darüber sprechen sollte.
Ich wollte aber nicht nur darüber sprechen, ich wollte mein Selbstvertrauen zurückgewinnen.
Zum Glück hatte ich die Erfahrung als Psychotherapeutin und konnte die vielen therapeutischen Strategien für mich anpassen. So habe ich meinen ganz eigenen Umgang mit dem Impostor-Syndrom gefunden. Es war aber ein langer Weg dahin und es war anstrengend, so ganz allein.
Auch heute noch finden wir auf viele Fragen keine Antwort
Leider hat sich auch heute noch nicht viel geändert: Im Internet gibt es zwar viele Artikel über das Impostor-Syndrom, die meisten aber beschränken sich auf eine Beschreibung der Symptome.
Wenn es Tipps zum Umgang mit dem Impostor-Syndrom gibt, so sind diese eher allgemein gehalten. Aber was hilft denn nun wirklich?
Sie finden auf meiner Website ein paar Soforthilfe-Tipps, wenn die Selbstzweifel gerade ganz stark sind. Noch besser ist aber ein individuell auf Sie abgestimmtes Vorgehen.
Lassen Sie sich daher von mir beraten. In meiner Impostor-Analyse nehmen wir Ihre spezielle Situation genau unter die Lupe und finden den Weg, der auf Sie zugeschnitten ist und sowohl Ihre Wünsche als auch Ihre Ängste berücksichtigt.
Fazit: Das sollten Sie bei der Testung auf Impostor-Syndrom wissen
- Das Hochstapler-Syndrom ist häufig und betrifft vielleicht auch Sie. Haben Sie 2 der 3 Screeningfragen positiv beantwortet, sollten Sie auf jeden Fall abklären lassen, ob Sie betroffen sind.
- Es sollte ein etabliertes Testverfahren angewandt werden. Nur diese sind wissenschaftlich erforscht und aussagekräftig.
- Der Test sollte von jemandem durchgeführt werden, der sich sowohl bei der Behandlung des Impostor-Syndroms wie auch mit wissenschaftlicher Testung auskennt.
- Wählen Sie immer ein Angebot, das nicht nur die Testung, sondern auch eine anschließende Beratung anbietet. Nur so können Sie mit dem Ergebnis etwas anfangen und die richtigen Konsequenzen daraus ziehen.